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Interview mit Nicolas Kynaston Artikel "Neue, alte Orgeln" von Wolfgang Valerius
Weitere Veröffentlichungen zu Trierer Orgeln unter: www.trierer-orgelpunkt.de/artikelvw.htm und www.trierer-orgelpunkt.de/treveris.htm
Trierer Orgelpunkt Sebald-Orgel in Trier |
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Mehr CD-Rezensionen finden Sie hier als PDF-Datei: CD-Rezension03.pdf CD-Rezension00.pdf CD-Rezension99.pdf Sigfried Karg-Elert:
Rekurriert man allein auf die Entstehungszeiten der beiden hier eingespielten Werke – die um 1908 entstandene Chaconne and Fugue Trilogy with Choral (op. 73) und die Sinfonie fis-Moll für Orgel solo (op. 143) aus dem Jahr 1930 – dann wäre der CD-Titel im Sinne von „letzte Werke“ oder „Spätwerke“ zu kurz gegriffen, wenn nicht gar falsch, da Opus 73 doch eher ein Frühwerk Karg-Elerts für Orgel darstellt, vermutlich gar vor sein berühmtes Opus 65 zu datieren ist. Gleichwohl wären beide Werke als krönende „ultimative“ Schöpfungen ihrer jeweiligen Gattung – der Variationsform (Chaconne) sowie der Orgelsinfonie anzusprechen. Die beiden titanesken Werke der spätromantischen Orgelliteratur muten wie ein kolossales Aufbegehren einer zu Ende gehenden Kultur- und Musikepoche an, wie ein ultimatives Aufbäumen einer bis an die Grenzen ausgereizten Tonalität, einer ins Monumentale gesteigerten romantischen Empfindungskraft. Beiden Werken fremd indes ist die für Karg-Elert typische stimmungsvoll-impressionistische Klangmalerei – à la Opus 72; auch sucht man hier vergebens plakativ-burleske Pretiosen. Hier hat der Komponist zwei Werke von eminenter Bedeutung geschaffen, die ihn endlich – wie es im Booklet treffend heißt - „aus dem Schatten eines erdrückenden Reger-Kults“ rücken könnten – vorausgesetzt, es finden sich bald mehr Interpreten, die sich ihrer annehmen werden. Wie einst der Pionier in Sachen Karg-Elert, Wolfgang Stockmeier, so nimmt sich nun Elke Völker in quasi zweiter Generation mit technisch bravouröser Meisterschaft seiner Werke an. Waren die Interpretationen zu Anfang noch bestimmt von einem Musizierstil, dem jegliche „Empfindung“ fremd zu sein schien, so ist heute die „persönliche Musizierton“ gerade in Hinblick auf die psychologisch hyperfragile Musik der (Spät-) Romantik unentbehrlich. Vor allem in der Sinfonie überzeugt die Interpretin mit langen musikalischen Bögen und klaren Gestaltungsideen. Lediglich die Tempi in Opus 73 hätten insgesamt etwas forscher, drängender sein dürfen, um dem Ganzen mehr Stringenz und auch „Drive“ zu geben. Hier waren der Interpretin u.U. seitens der Pneumatik des großen Bremer Sauer-Instrumentes jedoch gewisse Grenzen gesteckt. Ansonsten steht mit diesem restaurierten Instrument aus der Zeit Karg-Elerts ein ressourcenreiches farbiges Darstellungsmedium dieser Musik zur Verfügung. Und dank einer soliden Aufnahmetechnik, die zwischen Orgel und Raum bestens ausbalanciert ist, kommen auch feinste Klangnuancen befriedigend zur Geltung. Überhaupt bestechen bei dieser Einspielung Klarheit und dynamische Ausgewogenheit der Orgel, die weder im Grundstimmenfundus nebulös-mulmig noch aufdringlich-aggressiv im Tutti klingt. Eine empfehlenswerte, gut aufgemachte CD für jeden eingefleischten „Kargianer“ und solche, die es werden wollen.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 3/03, (Schott) Mainz, S. 62 Hans Fährmann: III. Orgelsonate b-Moll op. 17 Dietrich von Knebel an der Klais-Orgel in St. Elisabeth, Bonn Panophon MS-10203-CD,2002 Es hat lange gedauert, bis der deutsche Orgelbau des frühen 20. Jahrhunderts künstlerisch seine Anerkennung gefunden hat. Heute ist man indessen dankbar für jedes in seiner originären Substanz (mehr oder weniger) erhaltene Instrument jener Periode, das von den inquisitorischen Maßnahmen der unmittelbaren Nachkriegsjahrzehnte verschont geblieben ist. Ein (an-)sprechendes Zeugnis dieser facettenreichen Epoche des deutschen Orgelbaus ist die hier eingespielte Klais-Orgel der Bonner Elisabeth-Kirche, die in zwei Bauabschnitten von 1909 bis 1911 mit zunächst 48 Registern, verteilt auf drei Manuale und Pedal, erbaut wurde. Noch während der Bauzeit wurde die Orgel nach Vorbild des Erfurter Domes (Klais, 1906, 83 Register) um ein viertes Manual erweitert. Die als Fernwerk geplante Chororgel konnte jedoch erst 1989 (!) nach den alten Plänen ausgeführt werden. Um die klangliche Authentizität der Gesamtanlage zu wahren, wurde dabei ausschließlich Material abgetragener Klais-Orgeln aus der Zeit um 1910 verwendet. Dass mit der zunehmenden Rückbesinnung auf die deutsch-romantische Orgel parallel auch die Wiederentdeckung der für diese Instrumente geeigneten bzw. geschriebenen Musik einhergeht, ist ein erfreulicher Aspekt der letzten Jahre. Einer der Komponisten, die es hier sicherlich neu zu entdeckten gilt, ist Hans Fährmann (1860 – 1940), ein in Sachsen geborener und zeitlebens dort wirkender Kantor, Organist und überaus fleißiger Komponist. Die im Booklet wiedergegebenen zeitgenössischen Würdigungen, die ihn etwa als "der Modernsten einer, ein Richard Strauß der Orgelliteratur" feiern, dessen Werke den Arbeiten Regers "an Kühnheit gleich stehen und an Phantasie bisweilen überlegen erscheinen", sind heute freilich aus historischer Distanz neu zu bewerten. Dennoch muss man Fährmann einen gediegenen, ebenso flüssigen wie klaren Orgelstil attestieren, der mit manch keckem Einfall den Hörer überrascht. So überzeugen weniger die formal ausufernden Ecksätze der monumentalen Sonate "in sinfonischer Form" mit ihrer knapp einstündigen Aufführungsdauer, sondern weit mehr der ruhig dahinfließende zweite Satz ("Adagio molto") und das Scherzo über B-A-C-H, das allein schon aufgrund der rhythmischen Raffinesse, mit der Fährmann das bekannte Motiv hier verarbeitet hat, heraussticht. Der in Frankfurt am Main tätige Kirchenmusiker Dietrich von Knebel erweist sich als engagierter, klarsichtiger Interpret mit dem nötigen Gespür für den musikalischen Duktus, der manche kompositorische Länge durch spielerische Agilität zu kaschieren weiß. Orgel und Musik verschmelzen hier zu einer überzeugenden Einheit, einem ohne Brüche fortlaufenden Klanggeschehen, dass die subtile Farbigkeit des reichen Grundstimmenfundus anschaulich "ausspielt". Spielt man die "richtige" Literatur auf diesen vor nicht langer Zeit noch als Dekadent verpönten Orgeln, dann erweisen sie sich als vollgültige, autarke Instrumente, denen in der Vergangenheit nicht weniger als ihre geschichtliche Daseinsberechtigung geraubt worden ist. Eine solide präsentierte CD mit Repertoirewert.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 2/03, (Schott) Mainz, S. 65
César Franck: Volume 1 : Six Pièces op. 16-21; Volume 2 : Trois Chorals/Trois Pièces Torsten Laux an der Henri-Dedier-Orgel der Kathedrale Notre-Dame, Laon (F) IFO 00 081 und IFO 00 082, 2002. In der ungebrochenen Vorliebe für die französisch-symphonische Orgelmusik und den orgelbaulichen Genius, der mit seinen meisterlichen sinfonischen Orgeln die instrumentalen und klanglichen Voraussetzungen hierfür erst erschuf, wird gerne geflissentlich übersehen, dass unser westlicher Nachbar neben Aristide Cavaillé-Coll noch andere vorzügliche Orgelbauer der gleichen Zeit besitzt. Ein großartiges Beispiel hierfür ist die 1899 von Henri Dedier im Klangstil Cavaillé-Colls erbaute Orgel der Kathedrale von Laon in Nordfrankreich. Wenn sie auch etwas Mühe zu haben scheint, den 118 m langen Schlund des Hauptschiffs, ein Höhepunkt frühgotischer Architektur, mit ihren "nur" 54 Registern zu füllen und wenn sie auch im Vergleich zu den Instrumenten des großen Cavaillé-Coll nicht ganz die Strahlkraft im Plenum und die edle Poesie der Flûtes erreicht, so fasziniert sie dennoch durch ihren noblen Charme, ihr warmes Timbre und ihre facettenreiche symphonische Dynamik – eine in die Architektur des Raumes hineinkomponierte, typisch französische Kathedralorgel eben, deren dunkel-mystische Klangaura hervorragend mit dem tiefen, oft schwermütigen Ernst der hier eingespielten Musik César Francks korrespondiert. Überzeugend wie die hier gewählte Orgel mit ihrer orchestralen Klangfülle ist auch das technisch wie musikalisch höchst solide Spiel des Interpreten, der – von Raum und Instrument offenbar inspiriert – dem Geist der Musik eloquent nachspürt. Derart in die Gedankenwelt Francks versunken, sind ihm überhetzte Tempi ebenso fremd wie brillant-vordergründiges Virtuosengehabe. Aber auch das oftmals zu hörende, akademisch trockene Sezieren der Partitur ist Torsten Laux fremd. Statt dessen wählt er sozusagen den Königsweg, eine glückliche Symbiose aus intellektueller Durchdringung und musikalisch expressiver Ausdeutung, die durchaus Raum für momentane Empfindungen zulässt, jedoch unter Vermeidung willkürlicher Manierismen. Lediglich an einigen Stellen – besonders in den langsamen Kantilenen – geht Laux zuweilen etwas zu sparsam mit dem Gebrauch des "Tempo rubato" um, wodurch der musikalische Fluss mitunter seiner suggestiven Kraft beraubt wird. Zum positiven Eindruck dieser Produktion trägt nicht zuletzt aber auch die gewohnt professionelle Aufmachung des ifo-Labels bei. Die dreisprachigen Booklet-Texte enthalten mit jeweils kurzen Portraits zu Franck als Orgelkomponist und Orgel, Interpreten-Vita, Disposition sowie aufschlussreichen Werkanalysen alle primär wichtigen Informationen und ist darüber hinaus auch noch reich bebildert.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 1/03, (Schott) Mainz, S. 64
Nikolaus Bruhns, Dietrich Buxtehude und Arnold Mattias Brunckhorst Lorenzo Ghielmi an der Ahrend-Orgel von San Simpliciano, Mailand (I) Winter & Winter 910070-2, 2002 "Von Nichts kommt Nichts." Von dieser lapidaren Feststellung ausgehend wird im Booklet zu dieser CD anhand von Quellen aufgezeigt, welchen Einfluss Nikolaus Bruhns auf J. S. Bach (!) hatte. Doch außer lauter Allgemeinheiten, wonach Ähnlichkeiten zwischen Bruhns und Bachs früher Stilistik durchaus zu finden seien, bleibt Luis Cago dem Leser kongrete Einsichten schuldig. Und überhaupt: Cui bono? Schließlich ist auf dieser CD nicht eine Note von Bach eingespielt worden und der hier geführte Diskurs – an diesem Ort zumindest – müßig und somit deplaziert. Der orgelkundlich Interessierte erfährt mit Ausnahme der Disposition nichts über die 1991 im "norddeutschen Stil des späten 17. Jahrhunderts" erbaute Ahrend-Orgel (Stimmung nach Werckmeister III – modifiziert) der Basilika San Simpliciano in Mailand. Selbst ein visueller Eindruck von Kirche, Kirchenraum und Orgel bleibt mangels Abbildungen verwehrt. Wer sich – insbesondere nach Lektüre des "Schnitger-Hefts" organ (4/02) – mit um so größerem Appetit der klanglichen Seite dieser Produktion zuwendet, wird hiermit gewiss kaum einen unmittelbaren Zugang zur "Faszination Schnitger-Orgel" finden können. Da sich Jürgen Ahrend als ein Schnitger geistesverwandter Orgelbauer sieht, müsste – nach einer Formulierung Henrik Tobins (Göteborg) "Klang der Zukunft" (organ 4/02, S. 16 ff.) – auch diese Schnitger-Replik über eine "Schönheit, die [...] Authentizität (Echtheit) und Wärme besitzt" verfügen, die unmittelbar besticht. Dabei gleicht die Orgel, zumindest in Gestalt der vorliegenden Aufnahme, eher einer zerbrechlichen Hofdame, wahrlich nicht hässlich, auf ihre Art freilich faszinierend, doch mehr durch ihre Zurückhaltung als durch beredte Mimik und Temperament. Auf ihrem blassen Teint (Grundstimmen) wirkt die grell aufgetragene Schminke (Zungenstimmen) schon leicht grotesk. Vor allem den Pedalzungen fehlt es an substanzieller Kraft, aber auch die schneidende Schärfe von Vox humana und Dulzian sind wahrhaft keine Schmeicheleien fürs Ohr. Allerdings lebt die Dame mit ihrem gravitätisch-sonoren Untersatz 32’ auf ausgesprochen mondänem Fuß. Bleibt das Spiel von Lorenzo Ghielmi, das freilich tadellos in puncto Technik und akkurat in der Artikulation ist. Aber bei aller hörbaren Kenntnis um historische Spielpraktiken vermisst man hier ein vitales, aus dem Puls der Musik selbst heraus gestaltetes Musizieren (was freilich bei den wenigsten CD-Aufnahmen zu finden ist). So sind "authentisches" Spiel und – wie in diesem Fall – historisierendes Klanggewand noch lange kein Garant für eine plausible und unmittelbar ansprechende Gestaltung; sondern neuerdings der Beweis, dass Musik nicht zwangsläufig an solche äußeren Parameter gebunden ist. Manch mitreißende Einspielung von Bruhns und norddeutschen Zeitgenossen an charaktervollen modernen Instrumenten mag hier hörenswerter und packender erscheinen.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 3/00, (Schott) Mainz, S. 52/54 J. S. Bach: Die Kunst der Fuge (Fassung des Autographs) Ullrich Böhme an den historischen Riepp-Orgeln, Ottobeuren Motette CD 12661, 2000 Glaubt man einem (jüngeren) Diktum in einer deutschen post-caecilianischen Zeitschrift für katholische Kirchenmusik, so ist jede gute Orgelmusik, die den Anspruch des Erhabenen und Wahren erfüllen will (soll/muss), von ihrem Grundcharakter her polyphon angelegt. Doch ist die Orgel mit ihrem statischen Klang – darüber täuscht auch keine atmende Windversorgung, weder historisch noch historisierend, hinweg – überhaupt bedingungslos das geeignetste Instrument, um Polyphonie in idealer Schlüssigkeit darzustellen? Wie sieht es etwa miit Stimmkreuzungen in einer komplexen, vielstimmigen Fuge aus? Ist der Organist – und mit ihm der Hörer – häufig nicht dazu verurteilt, gerade diejenige Stimme ebenso stark vorzutragen, die ihm und dem Komponisten in just diesem Moment und speziellen Kontext am unwichtigsten ist? Dynamisch differenzierende Einzelinstrumente hätten es hier gewiss einfacher. Ist es somit oft nicht nur eine rein hörpsychologische Leistung oder, anders formuliert, der fromme Glaube an das polyphone Wesen der Orgel, der und eine Fuge auf ihr vermeintlich ideal hören lässt? Wie dem auch sei, im Bach-Jahr 2000 gehört es für jeden Organisten mit einem einigermaßen Intellektuellen Anspruch fast zum guten Ton, Bachs immer noch mit einer Aura des Geheimnisvollen umgebene Kunst der Fuge, deren Besetzungsfrage der Komponist bekanntlich offen ließ, aufzuführen oder auf CD zu bannen. Das besondere dieser Motette-Einspielung mit Ulrich Böhme liegt unzweifelhaft darin, dass hier die Fassung des autographen Manuskripts, das etwa zehn Jahre vor Bachs Tod entstand, eingespielt wurde, was eine ebenso aufschlussreiche wie wertvolle Bereicherung zur sonst üblichen "Spätfassung" darstellt. Mehr aber als dieses philologische Faktum zählt, dass mit Ulrich Böhme ein Bach-Kenner am Werk ist, der das polyphone Geflecht auf durchweg fesselnde Art zu gestalten weiß. Detailgenauigkeit ohne Sezierertum sowie eine nuanciert differenzierende Artikulation sind die selbstverständlichen Grundparameter von Böhmes lebendigem, kantabel fließendem Spiel, dessen konsequent beibehaltener Duktus aufgrund der technischen Souveränität insgesamt von erfrischender Leichtigkeit ist. Hört man die CD in einem Zug durch, hätte man sich hier und da ein wenig mehr von der maniristischen Exaltiertheit à la Glenn Gould gewünscht, um die Gefahr latenter Gleichförmigkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen. Doch selbst nach kontrapunktischer Übersättigung bleiben da noch die einfach herrlich klingenden Riepp-Orgeln der Ottobeurener Basilika, die in immer neuen Klangkombinationen faszinieren. Besonders angenehm fürs Ohr ist die zugleich füllige wie auch samtweiche Grundtönigkeit der Dreifaltigkeitsorgel, deren Klandressourcen Böhme in höchst überzeugender Weise ausnutzt. Der Aufnahmetechnik gelingt eine dem Sujet angemessene Klangwiedergabe, eine ausgewogene Balance zwischen transparenter Zeichnung und räumlicher Plastizität. Das übersichtlich gestaltete Booklet liefert zudem alle notwendigen Informationen und – da ein historisches Instrument – sinnvollerweise auch die Registrierungen.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 3/00, (Schott) Mainz, S. 51/52 J. S. Bach: Achtzehn Choräle BWV 651-668 Cristina Garcia Banegas an der restaurierten Trost-Orgel der Stadtkirche zur Gotteshilfe in Waltershausen (Thüringen) Motette DCD 12391, 2000 Wenn der Orgelbauer Heinrich Gottfried Trost am Ende seines Lebens von "einigen, zum Teil Capital Wercken" sprach, die unter seinen Händen entstanden waren, so meinte er damit neben der Orgel der Altenburger Schlosskirche sicherlich auch sein 46 klingende Stimmen zählendes Werk für die Stadtkirche zur Gotteshilfe in Waltershausen. Nach Instandsetzungsarbeiten, die durch Eule (Bautzen) in den Jahren 1956-59 durchgeführt wurden, erfuhr das Instrument 1998 eine eingehende Restaurierung durch die Firma Orgelbau Waltershausen und erklingt auf dieser CD – seitdem erstmals – wieder mit einem reinen bach’schen Orgelprogramm. Wenn der Posaunen-Bass 32’ in den Pleno-Registrierungen mit Cantus firmus im Pedal für heutige Ohren auch etwas bäuerlich-derb klingen mag, so hat diese Orgel – nicht nur hierin – ihren nunmehr 250 Jahre zählenden Charme erhalten, einschließlich des obligatorischen Klapperns der Traktur. Die höchst charakteristische Intonation der einzelnen Register verleiht dieser großen Orgel eine lebendige, schillernde Farbigkeit von erlesener Frische, weshalb diese Aufnahme mit ihren achtzehn Choralbearbeitungen aus der Feder Bachs zu einer spannenden Entdeckungsreise durch den historischen Registerfundus der Orgel gerät. Mitunter weniger aufregend als der klangliche Eindruck ist jedoch das Spiel von Cristina Garcia Banegas aus Uruguay. Mit etlichen Preisen ausgezeichnet, verfügt sie als Schülerin von Marie-Claire Alain und Lionel Rogg nicht nur über eine unzweifelhaft solide handwerkliche Technik, sondern aufgrund eigener Forschungsarbeiten mit historischen Instrumenten (so wurde ihr Projekt der Katalogisierung und Restaurierung südamerikanischer Orgeln im Buch der besten Projekte der Rolex Awards for Enterprise 1990 in der Schweiz veröffentlicht). Doch über eine gepflegt Akkuratesse geht ihr Bachspiel selten hinaus. In metrischem Gleichlauf agogischer Nivellierung reiht sie Stück an Stück, was das Hörinteresse frühzeitig ermüden lässt. Das Booklet enthält alle wichtigen Informationen bis hin zu den Registrierungsangaben für das historische Instrument. Durch die original abgedruckte Nummerierung in der Disposition – die jeder inneren Logik entbehrt -, wird das Entschlüsseln der Registrierungsangaben jedoch zu einem zeitaufwendigen Suchspiel.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 3/99, (Schott) Mainz, S. 74 Pomp and Circumstance David Drury at the Sydney Town Hall Organ ABS Classics (Australia) 438 881-2 (1994) Australien ist sicherlich nicht das Land der Orgeln. Dennoch findet sich gerade hier, in der zur Hundertjahrfeier der Kolonialisierung im Jahre 1888 erbauten Centennial Hall in Sydney (heute: Sydney Town Hall) ein wahrhaft gigantisches Orgeldenkmal des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Als damals größte Orgel der Welt mit 126 Registern (darunter eine 64‘-Zunge im Pedal) wurde sie 1890 von der Londoner Orgelbaufirma William Hill & Son erbaut. Nach einer langen und intensiven Restaurierungsphase, die 1991 beendet wurde, erklingt dieses einzigartige, original erhaltene Zeitdokument viktorianischer Orgelbaukunst heute wieder in seiner ursprünglichen Schönheit und Pracht. Als Reverenz an Entstehungszeit und Herkunft der Orgel hat David Drury für seine Einspielung ein Programm gewählt, das sicherlich in dieser Zusammenstellung auch im England der Jahrhundertwende in einer Town Hall denkbar gewesen wäre. Neben den obligatorischen Bearbeitungen (Pomp and Circumstance – Military March No. 1 und Nimrod aus den Enigma Variations von Edward Elgar sowie Bachs Air aus der Orchestersuite Nr. 3) erklingen kleine Pretiosen wie Alfred Hollins Trumpet Minuet oder Canzona und Scherzetto aus Percy Whitlocks Sonata in C minor. Das symphonisch Große ist mit Liszts Ad nos, ad salutarem undam vertreten, und der virtuose Showdown wird mit Viernes Carillon de Westminster eingeläutet. Doch nicht weniger bemerkenswert als das technisch höchst souveräne, zupackende Spiel von David Drury ist seine Improvisation, die weit entfernt von jeglichem Geplänkel ein Thema des australischen Komponisten Peter Sculthorpe in musikalisch beeindruckender Weise verarbeitet. Eine klangliche Delikatesse freilich ist die Hill-Orgel. Über das gesamte dynamische Spektrum hin ist diese Orgel wunderbar sonor und füllig, doch keineswegs mulmig, so daß sie stets (auch dank der ausgezeichneten Akustik) klar und transparent zeichnet – eben eine englische Saalorgel von erlesener Noblesse.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 3/99, (Schott) Mainz, S. 74 Jean Guillou Œuvres pour orgue Jean Guillou aux Grandes Orgues de Saint Eustache, Paris Philips 456 511-2/456 512-2/456 513-2/462 774-2/462 776-2 (Ed. 1999) Für Philips hat Jean Guillou sämtliche seiner Orgelwerke (einschließlich der Bearbeitungen) nun in einer auf neun CDs angelegten Edition eingespielt. Die Aufnahmen der fünf zur Besprechung vorliegenden CDs entstanden zum Teil als Live-Mitschnitte zwischen Juni ´93 und April ´98 und dokumentieren das Guillousche Orgelschaffen in akustisch authentischer Interpretation an der klanglich fulminanten van-den-Heuvel-Orgel von St. Eustache in Paris. Ebenfalls mit von der Partie sind bei diesen Aufnahmen die Guillou-Meisterschülerin Yanka Hekimove (Transkription des Danses symphoniques von Rachmaninov für zwei Organisten), Alexander Kniazev (Cello) sowie François Castang (Sprecher). In keiner zweiten Stadt der Welt dürfte die Konzentration an hochkarätigen Organisten so hoch sein wie in Paris. Unter all diesen der Zunft aber bleibt Jean Guillou zweifelsohne die Ausnahmeerscheinung schlechthin, genießt er doch trotz, oder gerade wegen seiner "unkonventionellen" Interpretationen des klassischen Repertoires einen einzigartigen Ruhm und ist gleichermaßen als Improvisator wie Komponist, der nicht nut für die Orgel schreibt, anerkannt. Guillou scheint sich dabei aber auch als ein Künstler im umfassenden Sinne – ganz in der Nachfolge eines Franz Liszt etwa – zu sehen, denn kaum ein Organist ist durch seine charakteristische, leicht mephistophelisch anmutende Physiognomie schon rein optisch so präsent wie er (gleich dreimal pro CD). Mag man ihm auch diesbezüglich selbstdarstellerische Tendenzen vorwerfen, sein eigentliches Anliegen liegt aber wohl darin, die Orgel als ein uneingeschränkt anerkanntes, vom Weihrauch-Klischee emanzipiertes Konzertinstrument einem breiten Publikum verständlich machen zu wollen. (Gerade sein letztes Werk, Alice im Orgelland für Orgel und Sprecher op. 53, führt in Form einer fantastischen Reise in die wunderbare Welt der Orgel.) Als Interpret jedenfalls evoziert Guillou das Bild des progressiv-unbändigen Virtuosen à la Liszt, dem technisch nichts unmachbar erscheint, auf der ständigen Suche, dem Instrument neue, "ungehörte" Klangfarben und Spielmöglichkeiten zu entlocken. Mit seinem improvisatorisch impulsiven Spiel stößt er dabei zwangsläufig in Extrembereiche vor, die zuweilen im Widerspruch mit dem Instrument selbst zu stehen scheinen. Dessen ungeachtet jedoch ist Guillou ein poetischer Klangzauberer, der immer wieder mit neuen, zum Teil überraschenden Farben zu faszinieren versteht. Ob zarteste Pastelltöne,, farbige Zungen-Tupfer, pastose Fonds-Registrierungen oder feurige Tutti-Eruptionen – die Orgel von St. Eustache läßt hier keine Wünsche offen. Und was den Komponisten Guillou betrifft, so scheint auch dieser stark von Liszt inspiriert zu sein. Zwar sind Guillous Werke keine Programmusik im engeren Lisztschen Sinne, doch basieren sie zu einem großteil auf epischen Vorlagen, deren Stimmungsgehalt die musikalische Dramaturgie dann maßgeblich bestimmt. Seine "Scènes d’enfant" etwa, die zu den bedeutendsten Orgelkompositionen des Mâitre zählen, zeigen eine sehr starke Affinität zu Henry James‘ "The turn of the screw", folgen sie doch in ihrer Entwicklung den unzähligen Umschwüngen, Kehrtwendungen und Kontrasten des reinen Geistes. Die Musik kennt folglich kaum eine Durchführung, eine Idee ruft die nächste hervor oder verwirft die gerade vorangegangene. Wer hier (oder in vergleichbaren Werken) formalen Halt und Orientierung sucht, der wird sich zunächst schwertun mit dieser Musik, die so sprunghaft in ihrem Wesen ist. Vielleicht ist aber gerade diese Sprunghaftigkeit, dieses Unerwartete das auffälligste Merkmal von Guillous Kompositionsstil, was dem Orientierung suchenden Ohr das Hören seiner Werke nicht gerade leicht macht. Alle CDs wird man ohnehin nicht am Stück hören können oder wollen. Dennoch sind sie in ihrer Gesamtheit als ein Dokument allerersten Ranges zu sehen, als ein interpretatorisch authentisches Vermächtnis eines singulären Künstlers. Im Vergleich zu anderen Aufnahmen aus St. Eustache klingt die von Philips verhältnismäßig direkt, ohne rechten Raumeindruck, was gerade die Mixturen im Tutti unangenehm aggressiv erscheinen läßt. Dafür gelingt es aber, dieser wuchtigen Orgel ein relativ transparentes Klangbild abzugewinnen. (Referenz-Aufnahme / besonderes Komponisten-/Interpretationsdokument)
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 3/99, (Schott) Mainz, S. 72/74 The Royal Albert Hall Organ Specacular Harold Britten (organ) Academy Sound and Vision (ASV) DC QS 6028 (1986) "Organ spectacular" – ein Spektakel auf der Orgel! Geht das nicht zu weit? Für einen puritanischen Kontinentaleuropäer kontrapunktischer Ausrichtung sicherlich, nicht aber für einen den hintergründigen englischen Humor liebenden Orgelenthusiasten. Und dieser kommt bei der vorliegenden CD mit dem englischen Konzertorganisten Harold Britten gleich doppelt auf seine Kosten. Zum einen der Orgel wegen, denn das hier eingespielte Instrument , zu dem jegliche Angaben im Booklet fehlen, stammt ursprünglich von Henry Willis (auch bekannt als "Father" Willis) und befindet sich in Londons berühmter Royal Albert Hall, die für einen Konzertsaal über eine ungewöhnlich orgelfreundliche Akustik verfügt. Zum anderen aber ist da ein Programm, das mit karnevalistischem Unterhaltungswert das wohl berühmteste Register einer jeden (größeren) Orgel geschickt in den Vordergrund spielt. Ob nun in Suppès Leichter Kavallerie, Wagners furios-feurigem Walkürenritt oder gar Verdis Triumphmarsch aus Aida, stets klingen die Stücke, als seien sie eigens für die wahrhaft spektakuläre Tuba Mirabilis (um)- geschrieben. Aber auch in Elgars Pomp and Circumstance March No. 1 macht dieses Register eine ebenso gute Figur wie in Sousas köstlichem Liberty Bell March. Um das Ohr des Zuhörers aber nicht gänzlich zu ruinieren, umgarnt Britton dieses dann in Lemares Andantino Des-Dur, Albinonis Ohrwurm-Adagio und in Tschaikowskys None but the lonley hart mit orchestral-fülligen, samtweichen Klängen. Ergänzt wird das Programm dann noch durch die bekanntesten Toccaten von Bach und Widor sowie Joplins Entertainer. Harold Britton spielt technisch korrekt und musikalisch recht nüchtern, was ihn angesichts der Programmauswahl davor schützt, der ohnehin nicht tiefgrüngigen Musik ein überladenes Pathos beizugeben. Entscheidender aber ist, daß man ihm den Spaß am Musizieren anhört – da nimmt man es ihm nicht mal allzu übel, wenn vor lauter Begeisterung die Gäule mit ihm durchgehn. Insgesamt also eine CD von hohem Unterhaltungswert, bei der man die etwas matt erscheinende Klangqualität jedoch billigend in Kauf nimmt. Immerhin, so kann eine Orgel auch klingen!
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 4/99, (Schott) Mainz, S. 50 Peter King plays the Klais Organ of Bath Abbey Great European Organs N° 51, Priory, PR CD 618, 1997 Mit einem breit gefächerten Spektrum an Literatur präsentiert Peter King die von Klais(Bonn) restaurierte große Orgel der Bath Abbey in England. Korrekter gesagt handelt es sich um einen faktischen Neubau unter maßgeblicher Verwendung des 1914 von Sir Thomas Jackson entworfenen Prospekts samt etwa 50 % des originalen Pfeifenmaterials (Hill, Norman and Beard). Die Spielanlage (mechanisch) und die Windladen sind neu. Dank einer fruchtbaren Kooperation zwischen Klais, Peter King und Nicolas Kynaston kann sich diese Orgel, die in England bisweilen mit chauvinistischem Argwohn beäugt wurde, als klanglich rundum gelungen präsentieren. Die Grundstimmen besitzen Fülle und Wärme, nicht wenige davon bestechen mit ihrem noblen Ton. "Double Open Diapason 32‘" und "Open Wood16‘" gebieten im Pedal über tragfähige Weite, und die Zungen sind sonor und brillant zugleich. Im besten Sinne also eine Unsiversalorgel als zeitgemäßes, weil vielseitig einsetzbares Instrument, das seinen originär englischen Ursprung keineswegs verleugnet. So wird der aufmerksame Hörer in Buxtehudes Präludien in C und g weder lineare Durchsichtigkeit noch barocken Glanz vermissen. Bachs Pastorale in F erhält hier ebenso eine angemessene klangliche und musikalische Deutung wie Böhms Choralvorspiel Vater unser im Himmelreich. Die symphonische Tauglichkeit des Instruments stellt King mit Liszts Symphonischer Dichtung Orpheus (in der Orgelfassung von Robert Schwaab) und der Des-Dur-Fantasie op. 101 von Saint-Saëns eingehend unter Beweis. Hohe Klangverschmelzung und eine schattierungsreiche Dynamik lassen die Musik der Romantik farbig und in warmen Tönen erscheinen. Das 20. Jahrhundert ist schließlich mit Jesús Guridis klangvollem Triptico del Buen Pastor und Petr Ebens spielfreudiger Hommage à Dietrich Buxtehude vertreten. King erweist sich als konzentriert-gewissenhafter Interpret, dessen Orgelspiel bis ins Detail durchdacht ist. Konsequent durchgehaltene Phrasierungen erscheinen somit logisch und plausibel. Die präzise Artikulation ist dennoch meist von lebendig-kantabler Diktion. Mitunter lässt eine gewisse Reserviertheit in Kings Spiel, vornehmlich bei Liszt, Wünsche nach einem ungestümeren, zupackendem Musizieren offen. Informationen (nur in Englisch) zum Instrument und Repertoire sind – wie bei Priory üblich – auf das Notwendigste reduziert. Das Klangbild der Einspielung ist erfreulich plastisch und räumlich.
CD-Besprechung von Wolfgang Valerius in: organ – Journal für die Orgel 4/99, (Schott) Mainz, S. 48 Organ Fireworks VII Christopher Herrick, Orgel Organ of the Hallgrimskikja, Reykjavik, Iceland Hyperion CD A66817, 1997 Wer konzertant-virtuose Orgelmusik schätzt und sich weder von vordergründigen Effekten noch sentimentalen Stimmungsvaleurs abschrecken lässt, dem kann die vorliegende Hyperion-CD mit dem populistischen Titel Organ Fireworks VII und dem englischen Organisten Christopher Herrick mit gutem Gewissen empfohlen werden. Das eingespielte Programm weist zudem die richtige Mischung für den bevorstehenden Jahreswechsel auf: Zunächst der Beginn mit wohlgefälliger Weihnachtsstimmung à la française (Guilmant: Deuxième Offertoire sur des Noels, op. 33; Litaize: Variations sur un Noelangevin, Lefébure-Wély u.a.), sodann, wenn die letzten Stunden des alten Jahres verrinnen, mit Joseph Bonnets In Memoriam – Titanic, op. 10.1 sowie Karg-Elerts Nearer my God to Thee, op. 81, wässrig-düsterer Endzeitmusik, um hernach mit Julius Reubkes Orgelsonate nach Beethoven’scher Devise per aspera ad astra zum heroischen Ziel zu gelangen, damit schließlich auch das neue Jahr(tausend) mit Johnsons Trumpet Tune in F und Edmundsons Toccata über den Lutherchoral "Vom Himmel hoch" ausgelassen begrüßt werden kann. Ein gewichtiges – ca. 25 Tonnen schweres – Kaufargument stellt zudem die 1992 erbaute große Klais-Orgel der Hallgrims-Kirche in Reykjavik dar. Mit 72 klingenden Stimmen gebietet dieses Instrument über ein nachgerade gewaltiges Klangvolumen und über alle für das eingespielte Repertoire nötigen Farbnuancen in reicher Schattierung. Das Verhältnis von Grundstimmen und Mixtur- bzw. Aliquotregistern ist ausgewogen, so dass der Klang stets Klarheit bewahrt, in polyphonen Passagen gut zeichnet und im Fortissimo von strahlender Brillanz gekennzeichnet ist. Im Tutti bewirken die leicht schnarrenden Chamaden als das sprichwörtlich "I-Tüpfelchen" auf de m Ganzen ein Übriges. Doch was bedeutete alles die ohne die Kunst des Organisten? Christopher Herrick ist ein profunder Techniker, bisweilen ein virtuoser Tastenakrobat, der allerdings mit seinem deutlich artikulierenden Spiel der Partitur und dem Hörer nichts schuldig bleibt. Er versteht es ausgezeichnet, musikalische Stimmungen adäquat auf dem Instrument zu "inszenieren". Von einer packenden Eindringlichkeit gelingt ihm die klangliche Dramaturgie des Reubke-Pslams, wo bereits das resignative, zugleich schon aufbegehrende Element der Grave-Introduktion sehr plastisch zur Geltung gebracht wird. Mit einem typisch englischen "Sense of understatement" versteht es Herrick, Bonnets und Karg-Elerts in memoriam-Kompositionen ihrem "tragischen" Ende entgegenschippern zu lassen. Der einzige Vorbehalt gegenüber dieser CD betrifft ihr tontechnisches Klangbild, das die Orgel mitunter unvorteilhaft dumpf im Raum dröhnen lässt.
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